Lichterfelder Kegelchronik

Nachdem wir Lichterfelder Sportler den Anschluss an den Schweinezuchtbetrieb ab dem 01 . Mai 1970 erhielten, wurde zahlenmäßig unsere Mitgliederstärke ständig erhöht. Die Interessen für verschiedene Sportarten wuchsen und von den Arbeitskollektiven sowie Einzelinteressenten kam der Wunsch, sich im Kegelsport zu bestätigen. Im Jahre 1975 griffen Kollegen und leitende Mitarbeiter unseres Betriebes die Idee auf und begannen die Bauphase. Der Platz zur Errichtung der Kegelbahn wurde anschließend an das schon bestehende Sportlerheim ausgewählt. Da eine Hanglage bestand, wurde angeschüttet, planiert und befestigt. Bei der Beschaffung der Hülle um die Kegelanlage, fügten sich mehrere Planungsingenieure, der auf dem Betriebsgelände des SZMK wirkenden eigenen Firma, mit ein. Zu der Zeit war die erworbene Halle schon mal aufgebaut, dann demontiert, hergebracht und wieder aufgestellt. Vierzig Meter lang und zwölf Meter breit waren die Maße.

Wo aber nun das Innenleben herbekommen?

Der zurzeit schon 2. Vorsitzende, Horst Schneider, Investbauleiter des SZMK, hatte die Aufgabe eine Kegelanlage zu besorgen, übernommen. Da war im gesamten DDR-Bereich, nur eine Firma ,,Ahlborn" in Dresden, die Laufbohlen mit Zubehör fertigte und selbst aufbaute. Auch die Aufstellautomaten wurden nur von einer Firma in Stralsund hergestellt. Mehrere Jahre Wartezeit lagen nun vor uns. Es tat sich nichts, aber die Nachfrage zum Kegelsport wuchs. Inzwischen entstand die große Schweinezucht- und Mastanlage in Britz, Deutschlands größter Schlachtbetrieb. Auch die Werktätigen wollten viele sportliche Betätigungen. Hier aber wurde wohl parteilicherseits schon zur Grundausstattung des Sportbereichs eine 4 Bahnanlage zugegeben. Jedenfalls hörten wir aus Gesprächen, dass schon zwei Jahre selbige eingelagert war, in einem Gastwirtssaal in Niederfinow. H. Schneider und K. Krebs verhandelten mit dem Sportbüro in Britz.

Wir wollten die Kegelbahn sofort.

Horst S. versprach, die von uns bestellte Bahn, wenn sie geliefert wird, nach Britz zu geben. So machten wir den Vertrag und versprachen noch, jeden Donnerstag für Britz die Kegelbahn frei zu halten. Klaus Krebs, der neben seiner Tischlertätigkeit schon einige Jahre als Sportorganisator im Betrieb wirkte, bekam die zusätzliche Aufbauleitung der Kegelbahn. Da diese nicht nebenherlaufen konnte, wurde er freigestellt, für den Lichterfelder Einsatz. Mit einer Gruppe von vier Maurern und zwei ,,Holzwürmern" wurden die Innenarbeiten begonnen. Elektroinstallation, Heizungsbau, Malerarbeiten, Herstellung von Sanitär, Gastronomieteil mit Organisation und Einbau einer Theke, waren für den Sport der Werktätigen wichtig. Während der Bauarbeiten kamen von einigen Seiten die Vorschläge, die Bahnlänge um zwei Meter zu kürzen. Der Zweck sollte sein, kein Wettspielbetrieb zu zulassen. Gemeinsam mit der DTSB Kreisleitung Herrn Leuschner und Herrn Vötter setzten wir uns für eine Wettkampfanlage ein. Für uns alle, die mitwirkten, war vieles Neuland, aber doch eine interessante Aufgabe, der wir uns stellten. Zeichnungen wurden gelesen, Punkte und Höhen ausnivelliert, Schalungen erstellt und Fundamente gegossen. Hierbei leistete unser damaliger 1 . Vorsitzender Heinz Krüger mit seinem Können, auf dem Gebiet, gute Dienste. Es ging vorwärts beim Bau und wir hatten uns ein Ziel gesetzt, den 01. Mai 1981, den wir dann auch hielten. Mit einer großen festlichen Übergabe und einem Ankegeln prominenter Persönlichkeiten, wurde die Anlage den Werktätigen und dem Sport übergeben. Sogleich hatten wir die Verpflichtung, aktive Keglerinnen und Kegler zu finden, um den Trainingstag, den Dienstag, mit Leben zu efüllen. Die Leitung der Abteilung Kegeln, bekam Lothar Kessel betrieblicherseits aufgetragen, die er fünf Jahre ausübte. Der betriebliche Auftrag für Klaus Krebs war, jetzt weg von der Tischlerei und hin zur direkten Betreuung der Kegelbahn. Der Andrang für das Freizeitkegeln wurde so gravierend, da wurden jährlich bis siebentausend Gäste gezählt. Gute Betreuung bis hin zu Besorgungen von Wernesgrüner, Thüringer Rostbraetel, Rhöntropfen und Nordhäuser n Zinnaer Klosterbrüder" oder es wurden Herrn Walters Broiler verspeist. So kamen viele Dinge zusammen, die das sportliche Leben auf einer Kegelbahn angenehm gestalteten. Der Bedarf, Donnerstag Kegeln für Britz, wurde angenommen, klang aber schon im ersten Jahr ab, bis es im zweiten endete. Über die angebliche Bestellung einer Kegelbahn, wurde immer weniger gesprochen und in den nächsten Jahren vergessen. Halbautomatisch war die Anlage bei uns, somit musste jede Kugel auch gedrückt werden. Aber gut, so waren eben alle Typen im Lande. Das aktive Kegeln, in den folgenden Jahren nach Beginn, wurde zur freudigen sportlichen Betätigung. Zwei Frauenteams, zwei Männer- und eine Seniorenmannschaft füllten den Wettspielkalender. Regina Gramms, Sportlehrerin an unserer Schule, wurde aktives Mitglied und wurde schnell eine sehr gute Keglerin.Nun zog sie Schülerinnen und Schüler in eine Übungsgruppe zusammen und nahm an Nachwuchswettbewerben teil. Trotzdem wurde es schwierig, den Nachwuchs im Dorf zu halten, da Schulumzug oder andere Interessengebiete eine Rolle spielte. Besser festigten sich die Aktiven im Erwachsenenbereich, da übers Jahr durch mehrere gemeinsame Veranstaltungen der Zusammenhalt da war. Da unsere errichtete Kegelanlage im Kreis und im Land sehr geschätzt wurde, alles Drumherum mit gastronomischer Betreuung gut lief, war dann im Jahr 1985 ein Höhepunkt. Ja, der ehemalige Kreis Eberswalde mit unserer Anlage, wurde zum Ausrichter der Bestenermittlung, des FDGB- Pokal der DDR im Herren- Einzel. Sportler von Rostock bis Grenze zu Sachsen und Magdeburg wurden die Besten im Bohle-Kegeln in Lichterfelde. Freitags Anreise, Sonnabend ab 08:00 Uhr mit Auslosung vorher, Beginn mit je 100 Kugeln. Vierzig Kegler schoben um die Einzelmannschaff. Abends Keglerball bei Madels im Saal mit großer Siegerehrung. Für die Kreissportleitung und uns als Gastgeber war es das Ereignis auf unserer Bahn. Zwei Jahre später, war der Kreis Eberswalde, Ausrichter von einem Ringerturnier der Jugend, von allen sozialistischen Staaten. Alles, fand im Westendsportzentrum statt und das abendliche Treffen der Trainer, Funktionäre und Gästen waren mit einem Kegelabend bedacht. Unsere Anlage, wurde mit der guten Betreuung durch unser Personal und dem Kulinarischen, durch die Küche des SZMK, unvergesslich zum Mittelpunkt, der etwa fünfunddreißig Teilnehmer. Die Erinnerung daran, ist auch, das gegenseitige Schlipsabschneiden nach verlorenen Wettspielen. Noch wochenlang waren die am Raumteiler angenagelten, etwa zehn Krawattenhälffen, Zeuge dieser lustigen Umrahmung. Unvergesslich wurden solche Veranstaltungen. Darum ist es wichtig, anlässlich unseres 60jährigen Bestehens, dies schriftlich für nächste Generationen festzuhalten. Die ,,Keglerei" wurde in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre nicht weniger, die Nachfrage blieb ungebrochen. Immer näher kamen wir sportlicherseits dem Jahreswechsel und Ende des Jahrzehnts. Aus dem kleinen Radio neben dem Tresen, welches uns seit 1981 begleitete, lauschten wir wochenlang die Polizeimeldungen. Direkt am Abend, auf der Kegelbahn, hörten wir die Meldung über die Öffnung der Grenze. Von da an merkten wir eine rapide Abnahme des Kegelinteresses, denn jeder bekam auch durch den Zusammenbruch der volkseigenen Betriebe, große persönliche Sorgen. Der neu gebildete Kreissportbund fing Klaus Krebs und Peter Bild, Jahrgang 1939 auf und gab für beide eine bezahlte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf der Kegelbahn.Das konsequente Umsetzen des Käufers vom Sportlerheim mit Kegelanlage wurde von Horst Schneider und dem Vorstand um Heinz Krüger realisiert. Das Freizeitkegeln, war nun so gut wie weggebrochen, nur die aktiven Mannschaften blieben bestehen. Eine uns sehr angetane Kegelgemeinschaff aus Angermünde wurden eliminiert, indem die 4 Bahnanlagen abgerissen wurde. Die Stadt brauchte Baufläche für eine Sporthalle. Klaus Krebs überredete bei einer Versammlung die Abteilung und siehe da, fast alle wechselten nach Lichterfelde. Auf unserer Bahn war jetzt richtig Betrieb über viele Jahre, wir hatten nun sehr wettkampfstarke Mannscha'ffen. Nun kamen wir auch durch Beziehungen, an Abrissbahnen mit Vollautomatik aus dem Stadtteil Pankow in Berlin. Dort, hatte der Besitzer von einer 24er Bahnanlage, alles zum Abbau freigegeben. Für einen sehr geringen Kaufpreis und zehn Kg Bratwürste von Britz erstanden wir die besten Teile. An einem Himmelfahrtstag fuhren wir mit 16 Keglern sehr früh zum Abbau hin und standen um 07:00 Uhr schon am Ort. Wir hatten einen LKW mit Hänger dabei und zwei Elektriker von Firma Brendel, die den freien Tag opferten, im Interesse des Kegelsports. Abbau, aufladen, nach Lichterfelde bringen, abladen und einlagern. Um 22:30 Uhr war es geschaffl. Da ein Teil zurzeit arbeitslos war und einige Vorruherentner, machten wir uns ab dem nächsten Tag sofort an die geplante Arbeit. Mit der verrückten Einstellung ,, Kegeln über alles" erreichten wir unser Ziel. Die ausgehangene Ehrentafel, in der Innenseite der Bahn, zeugt noch von der Leistung, welche mit unseren Angermünder Freunden und Keglerinnen geschaffi wurde. Auf der neu gestalteten Anlage erzielen die Sportler um sehr gute Resultate, unsere Bahn erhielt Sonderbeifall bis hin in die Uckermark. Von dort kommen bis jetzt alle Vereine um die Meisterschaften jährlich auszutragen. In unserer Abteilung hingegen, wurde die Mitgliederzahl langsam geringer, geschuldet durch den Nachwuchsmangel. Mehrere Anläufe gingen bis zur 6. Klasse unserer Schule, dann kam der Schulwechsel und auch die Beendigung des Kegelsports. Von Seiten der Schule, da kein interessierter Sportlehrer vorhanden war, kommt über Jahre keine Unterstützung mehr. Wie erfolgreich war doch die Zeit mit Regina Gramms. Aus der weiblichen B-Jugend entwickelte sich Ivonne Bojarsky so gut, dass sie mit der Kreisauswahl Landesmeister und auch Deutscher Meister wurde. Dieses konnte später bei der A-Jugend wiederholt werden. Ivonne wechselte nach Eberswalde und ging dann zum Studium. Viele kleinere Erfolge, wie Kreismeistertitel und Seniorenaufstiege mit der Mannschaft bis in die Landesliga folgten. Altersmäßig ging es dann auch wieder zurück, einige weibliche und männliche Kegelfreunde beendeten gesundheitlich die Laufbahn. Eine neue Seele in unserer Frauenmannschaft, Margrit Hesse muss hier noch unbedingt erwähnt werden. Sie hält unsere gesamte Abteilung in Schwung, reist mit ihrem Elan und Können alle mit. Ja, und das Ergebnis, nach dem sie zweimal den 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften erreichte, schaffle sie 2016 den Meistertitel. Auch in dieser Saison erkegelte Margrit den Landessieger und Qualifikation für die DM nach Kiel. Ein würdiges Ergebnis im 60. Jahr des Bestehens unseres Spotvereins in Lichtefelde. Einige Worte noch aus meiner Sicht, zum Umbau der Kegelanlage, die von den Sportlern im Laufe der Zeit wie beschrieben erstellt wurde. Absolut richtig die Aufwertung des gesamten Sportkomplexes mit Hilfe der Fördermittel. Schade nur, dass die Leichtigkeit, die Kegelbahn zu bespielen, verloren ging. Mit der Hoffnung, alles wieder zu besseren Ergebnissen hinzubiegen und das alle Kegelanhänger für die Festigung beitragen. Sportliches Zusammenstehen und Neuwerbung von Mitstreitern für den beliebten Freizeitsport, sollte unser oberstes Anliegen bleiben.

In diesem Sinne ein dreifaches ,,Gut Holz" in unserem Haus sagt euer Klaus Krebs, geb. 19.10.1939
Gründungs- und Ehrenmitglied
27.08.2020 | 14:29